Die Straße von Gibraltar

Von Ronda ging es nun am Montag, 05.08.19, nach Gibraltar. Gute zwei Stunden Fahrt durch gebirgige Landschaften lagen vor uns. Wir fuhren schmale Serpentinen hoch und runter, neben uns der steile Abhang, sehr enge Straßen, viele Kurven – und dennoch fuhren wir wohl ein paar Einheimischen zu langsam. Manchmal stockte mir der Atem – es waren schon sehr kritische Situationen. 

 

Kurze Info zwischendurch: Gibraltar gehört zu Großbritannien – die Amtssprache ist Englisch und die Währung ist Pfund. Bei der Planung unserer Reise merkten wir, dass dieses Land sehr teuer ist. Daher hier ein Tipp: Ein Hotel in La Linea (Ort kurz vor der Grenze zu Gibraltar) kostet nur circa die Hälfte im Gegensatz zu den Hotels in Gibraltar. So entschieden wir uns bei der Planung drei Nächte in La Linea zu bleiben. Gibraltar ist nämlich zu Fuß erreichbar (dazu später mehr). 

Am frühen Nachmittag kamen wir dann auch in unserem Hotel „AC Hotel by Marriott La Linea“ an und konnten wieder sofort unser Zimmer in der ersten Etage beziehen. Wir mussten aber das Zimmer wechseln - es lag aber nur daran, dass wir ein Queens-Bett erhalten haben. 

Die Rezeptionistin war sehr freundlich und gab uns umgehend ein Zimmer in der vierten Etage (421). Boa, was hatten wir für einen Phänomenalen Blick auf Gibraltar, auf das Meer und auf den berühmten Affenberg. Das Hotel an sich befindet sich in einer Nebenstraße mit Blick allerdings nicht nur nach Gibraltar, sondern auch zur Hauptstraße. Dementsprechend laut war es, wann man auf den Balkon heraustrat. Aber egal – man muss eben wählen zwischen einer tollen Aussicht zur Straße oder in den Innenhof zum Pool. Wir waren sehr zufrieden mit unserer Hotelauswahl. 

Gibraltar ist bekannt für seinen einzigartigen Flughafen – denn erstens dürfen hier nur bestimmte und erfahrene Piloten landen und zweitens überquert man hier das Rollfeld, um nach Gibraltar zu kommen, sei es zu Fuß, mit dem Auto mit dem E-Roller, Fahrrad etc. Das ist schon irgendwie ein richtig cooles Erlebnis, aber fang ich erst einmal von vorn an. Natürlich sind wir wie immer auch an dem Montagabend noch einmal losgefahren. Denn wir hatten ein bestimmtes Ziel: nach Gibraltar einreisen, über die Rollbahn laufen und das letzte Flugzeug an diesem Abend landen sehen. In vielen Foren, Reiseberichten und auch im Reiseführer stand geschrieben, dass die Einreisebestimmungen nach Gibraltar sehr streng sind und das bei der Rückreise nach La Linea noch strenger kontrolliert wird. Da Gibraltar zu Großbritannien zählt und diese aktuell (Stand August 2019) noch in der EU sind, reisen EU-Bürger ganz normal mit dem Personalausweis ein. Für diesen Abend parkten wir auf dem groß ausgeschilderten Parkplatz, nahe zur Grenze und liefen zu Fuß zur Kontrolle. Es war bereits 21:00Uhr und es waren so unglaublich viele Autos unterwegs, die nach Gibraltar wollten. Allerdings war bei der Kontrolle der Fußgänger nicht viel los. Wir hatten eine Gruppe Russen vor uns, wobei die Kontrolleure mit den kyrillischen Buchstaben wohl etwas überfordert waren – aber sonst lief alles sehr zügig und reibungslos. Zunächst erfolgt die Ausreisekontrolle – Ausweis hochhalten und weitergehen. Danach erfolgt die Einreisekontrolle nach Gibraltar: Auch hier gingen wir nur an den Polizisten vorbei und zeigten unsere Ausweise. Keine Kontrolle von Taschen oder ähnlichem – irgendwie enttäuschend, fand ich doch, dass das Andere sehr Abenteuerlich immer beschrieben hatten. 

Plötzlich waren wir nun in Gibraltar. Aufgrund der geringen gibraltarischen Fläche kreuzt die Start- und Landebahn die Winston Churchill Avenue, die einzige Straßenverbindung mit Spanien. Diese Straße wird, ähnlich einem Bahnübergang, bei jedem Start und bei jeder Landung gesperrt. Eine derartige höhengleiche Kreuzung ohne Über- oder Unterführung ist weltweit einmalig für einen internationalen Flughafen. Wir liefen über die kurze, breite Rollbahn von nicht einmal 500 Metern und sahen dabei einen wunderschönen Sonnenuntergang. 

Nicht nur in London an jeder Ecke zu finden - auch in Gibraltar kann man ganz altmodisch, dafür aber stilecht, in einer roten Telefonzelle telefonieren. Alles in Gibraltar ist so "very british". 

 

Kurz vor 21:00 Uhr sollte der EasyJet aus Großbritannien landen. Dank flightradar24.de über das Handy konnten wir das Flugzeug gut verfolgen und es folgten Verspätungsangaben über Verspätungsangaben. Nach einer Stunde beschlossen wir, weiterzuziehen. (Später erfuhren wir, dass der EasyJet in Bordeaux Zwischenlanden musste wegen Vogelschlag und erst am nächsten Tag wieder startete.)  Wir liefen Richtung Hafen. Es wurde dunkel, windiger, kälter und wir beschlossen, zum Hotel zu gehen. Die Kontrollen auf dem Rückweg waren noch unspektakulärer als auf dem Hinweg. 10 Minuten später waren wir im Hotel – machten es uns auf unserem Balkon gemütlich und planten unseren nächsten Tag. 

Am nächsten Tag schliefen wir sehr lang. Nach einem kleinen, aber ausreichenden Frühstück starteten wir nach Gibraltar. Wir hatten eine Delphintour gebucht und wollten mit der Seilbahn auf den Affenberg. Am Abend zuvor hatten wir schon herausgefunden, dass das Parken für den ganzen Tag 15.00 EUR kostete. Tipp: In La Linea gibt es für Taxen einen einheitlichen Stadttarif, welcher nicht einmal 4.00 EUR beträgt. Wir ließen uns vom Hotel ein Taxi rufen und fuhren für 3.85 EUR bis zur Grenze (es ist korrekt, dass es sich hierbei nur um gute 3 Kilometer handelte, der Taxifahrer war sehr freundlich, sprach erstaunlicherweise aber kein Englisch und gab uns mit Händen und Füßen einige Informationen). Es ist wirklich ratsam, zu Fuß nach Gibraltar zu gehen, die Autoschlange der Ein- sowie Ausreisenden ist lang und man müsste sehr viel Geduld mitbringen. Pünktlich 14:00Uhr waren wir dann am Treffpunkt im Hafen zur Delphintour. 

Es ging auf einen Katamaran – wir waren circa 25 Leute auf dem Boot. Optimale Gruppengröße! Plötzlich kam noch eine 30ig-köpfige Gruppe TUI-Reisender aus Frankreich hinzu – eindeutig zu viel! Bei leichtem Wellengang fuhren wir in die Bucht und die Crew und wir Gäste hielten eifrig Ausschau nach Delphinen oder sogar Walen. Die Delphine ließen tatsächlich nicht lange auf sich warten. Die Crew gab die Meldung, dass man auf der rechten Seite des Bootes die ersten Delphingruppen erspähen kann. Folglich haben sich alle auf die rechte Seite bewegt- ups, das war kurz etwas brenzlich und die Crew rief gleich alle zurück, nicht, dass wir noch kentern würden. Ohne Motorengeräusche trieben wir nun im Wasser und konnten den Delphinen beim Schwimmen und Springen zusehen. Es war sogar ein Babydelphin dabei. Natürlich haben wir uns gefreut, Delphine zu sehen und es war wirklich hübsch – noch einmal würden wir diese Tour aber nicht machen, denn es war viel zu unruhig und laut. Ich würde empfehlen die Beobachtung der Meeresbewohner entweder außerhalb Gibraltars machen oder darauf achten, dass die Tour für maximal 20 Leuten ausgelegt ist. Nichtsdestotrotz war es eine schöne Erfahrung, die Delphine zu beobachten.

Danach fuhren wir mit dem Bus zur Seilbahnstation. Unser Tipp: Für diese Kombi buchten wir über Getyourguide schon die Tickets und hatten den Vorteil. lange Warteschlange für die Tickets umgehen zu können, jedoch nicht die Schlange, um in die Gondel zu steigen. Toll ist, dass man das Ticket für die Cabel Car an einem „Wunschtag“ nutzen kann.  Leider mussten wir eine gute Stunde anstehen, um dann innerhalb 6 Minuten fast die Spitze des Affenberges zu erreichen. Sobald man die Endstation verlassen hat, wird man auch von den tierischen Einheimischen begrüßt. Manche der Affen sind sehr, sehr neugierig, manche sind sehr scheu, andere wiederum sind waghalsig und clever. Wir gingen zunächst auf eine Aussichtspattform und hatten einen unglaublichen Ausblick: unter uns sahen wir Gibraltar, Großbritannien, rechts erstreckt sich das spanische Festland, nach links schauend sieht man Afrika und geradeaus ist die Meeresenge, die „Straße von Gibraltar“, zu bewundern mit vielen Tankern. Allein für diese Aussicht hat sich die Tour gelohnt! 

Der Affenfelsen macht seinem Namen natürlich alle Ehre: Auf dem Gipfel befindet man sich in Gesellschaft zahlreicher Affen (die tierischen sind hier gemeint!). Diese akzeptieren die zweibeinigen Besucher mit konzentrierter Gelassenheit, lassen sich überhaupt nicht stören, solange man auch sie in Ruhe lässt. Gestreichelt und gefüttert werden dürfen sie nicht – ersteres ist zu gefährlich, zweiteres wird mit einer hohen Geldbuße bestraft. Wir fanden die Affen sehr interessant und beobachteten sie auch mit genug Abstand. Es waren auch einige Affenbabies zu sehen – einfach nur putzig, wie sie sich lausten und neugierig die Touristen beobachteten. Wir waren für die Affen, zum Glück, nicht interessant, denn ich hatte nur eine kleine schwarze Umhängetasche dabei und Phil nur einen kleinen, schwarzen Rucksack, den er vor seinem Bauch trug.

Andere Touristen hatten nicht nur große, auffallende, offene Tragetaschen dabei, sondern auch Plastetüten, große Rucksäcke, bunte Hüte … Natürlich weckte dies besonders das Interesse der Affen und obwohl es in allen Sprachen genug Hinweisschilder gab, hielten sich Viele einfach nicht an die Vorgaben. So fing eine Familie an auf einem Steinrand zu picknicken und waren 

natürlich sehr erbost, dass die Affen ihre Sachen stibitzten. Eine Dame hatte ihre Tasche offengelassen und Essen drin – die Tasche durfte die Dame behalten, das Essen nicht. Andere wiederum lockten die Affen so sehr an, dass diese auf die Rücken und die Köpfe sprangen. Das Geschrei war groß. Wir haben Aufpasser vermisst. Viele Menschen haben keinen Respekt vor den Tieren. Zum wegscheuchen spritzten sie mit Cola, waren grob zu ihnen, weil sie neugierig gemacht wurden oder liefen ihnen hinterher um sie zu streicheln. Sorry für die Ehrlichkeit, aber das machte uns sehr, sehr traurig. Wir würden uns wünschen, dass es verboten wird mit Plastiktüten, großen Rucksäcken etc. auf den Berg zu fahren – die Bergstation könnte Schließfächer zur Verfügung stellen und es wären ein paar Probleme weniger. Sehr schade.

Wir zogen uns ein wenig zurück, genossen die Aussicht und freuten uns, wenn ein junges Äffchen die Sonne auf einem Plateau genoss. Ein paar Stunden verweilten wir, ehe wir mit der Cable Car wieder ins Tal fuhren. 

Natürlich kann man auch in beide Richtungen wandern. Man darf nur im Sommer die hohen Temperaturen und die Höhenmeter nicht unterschätzen. Ich würde empfehlen, durch das Naturreservat herunterzuwandern. Dies kostet zwar noch einmal Eintritt, ist aber wohl sehr lohnenswert. Tipp: Am frühen Mittag mit der Cable Car hochfahren, verweilen und den Ausblick genießen und dann über das Naturreservat zurück ins Tal laufen. Übrigens: Die schwanzlosen Berberaffen von Gibraltar oder Makaken sind die einzigen in Europa freilebenden Primaten. Vermutet wird, dass britische Soldaten sie im 18. Jahrhundert aus Nordafrika mitbrachten. Zur Zeit des zweiten Weltkrieges nahm ihr Bestand stark ab. Churchill ließ deshalb neue Berberaffen aus Marokko importieren, sagte man sich doch, dass wenn die Affen verschwänden, die britische Zeit in Gibraltar zu Ende sei. 1970 lebten 33 Makaken in zwei Verbänden auf der Halbinsel, 2015 waren es über 100 Individuen in sechs Gruppen. Doch der große Bestand auf Gibraltar täuscht. Berberaffen stehen auf der Roten Liste der weltweit bedrohten Tierarten. Die laut travelbook (https://www.travelbook.de/fliegen/airports/skurrile-flughaefen-gibraltar-hat-den-absurdesten-airport-der-welt) leben rund 250 Bergaffen auf dem „Rock of Gibraltar“ (Stand: September 2017)

Für den Mittwoch (07.08.19) hatten wir uns überlegt, nach Marokko zu segeln und ein bisschen die afrikanischen Mentalität kennenzulernen. Nun recherchiere ich wirklich akribisch, ehe ich mich zu einer Tour entscheide. In diesem Fall war das auch gut, denn nachdem Phil langsam ungeduldig wurde, stellte sich heraus, dass man ohne gültigen Reisepass gar nicht nach Marokko einreisen darf. Der Clou ist, dass viele Veranstalter die Tour so bewerben, als würde man gar keinen Reisepass brauchen. Finger weg!

So fuhren wir nach Tarifa, auch dieses Städtchen ist sehr bekannt: Tarifa liegt in der andalusischen Provinz Cádiz und ist die am südlichsten gelegene Stadt des europäischen Festlands. Sie markiert das östliche Ende der Costa de la Luz.

Mit Tarifa verbinde ich Atlantik, Mittelmeer, Wind, (Kite)Surfer und einen endlos langen, breiten Strand sowie einen Blick nach Afrika. Und genauso war es. Tarifa befindet sich direkt am Meer, an der Straße von Gibraltar, wo der Atlantik und das Mittelmeer aufeinandertreffen. Aus diesem Grund kannst du hier mit ein bisschen Glück auch auf verschiedene Delphinarten und sogar Wale, wie den riesigen Pottwal, antreffen oder sogar Orkas!

Tarifa eignet sich hervorragend, um den Kitesurfern zu zugucken, es selbst auszuprobieren, am Strand zu schlendern oder die verschiedenen Parks zu besuchen.  Auch Tarifas Altstadt sollte man sich nicht entgehen lassen. Die engen Gassen, die schönen alten Häuser in weißer Farbe und typisch andalusisch mit Innenhöfen und teilweisen blauen Tür- und Fensterrahmen – einfach nur schön!

Wir waren ganz schön kaputt, wollten aber unbedingt noch mehr erleben. Wer will denn schon 19.00 Uhr auf dem Zimmer sein. So beschlossen wir von Tarifa mit dem Auto nach Gibraltar zu fahren und das Land einfach mal spontan zu „umrunden“. Gesagt getan. Bei der Einfahrt hatten wir keine Probleme (bitte beachten: Wer mit dem Mietwagen unterwegs ist reist in ein anderes Land ein – ggf. haftet hier für Schäden die Versicherung nicht). Interessant war, wie sauber und modern Gibraltar ist – da, wo die Touristen hinkommen. Sobald wir in den „hinteren Teil“ kamen, gab es viele unschöne Stellen. Auch wenn es sich vielleicht nicht so spektakulär anhört, es hat uns viel Spaß gemacht. Am Ende hatten wir sogar noch einmal Glück und sahen ein Flugzeug bei Sonnenuntergang landen. Das war ein perfekter Abschluss.

Zur Ausreise saßen wir fast zwei Stunden im Auto und wartete, dass wir wieder Einreisen durften. Es lag nicht an den akribischen Kontrollen, sondern es waren viel zu viele Autos unterwegs.

Nun stand am Donnerstag die Abreise bevor. Unser nächster und letzter Ort war Torremolinos